Falten und Flechten.
Fakten: Neubau Geigenbauschule Mittenwald | Geladener Wettbewerb | 2009 | Ohne Rang | Kostenschätzung 3 Mio Euro | Nutzfläche 1050m2.
Architektur: Ecko
Eichler (Garmisch-Partenkirchen), Wolfgang Rossbauer.
Pavillon im Garten, Passstück aus Holz.
Die
Strassenzüge des umgebenden Ortsteils zeichnen sich durch
ihre massiven Ziegelsteinbauten aus, die sich markant auf die
Kante zum Bürgersteig stellen und so den öffentlichen
Raum definieren. Der Altbau entlang der Partenkirchener Strasse
und das neu hinzugekommene Forsthaus an der Schöttlkarstrasse
stecken das Areal der Geigenbauschule aus. Dazwischen liegt ein
wuchernder Garten, in dem das Holzlager – ein leicht wirkender
Holzbau – zusammen mit hohen Bäumen vielfältig
verzweigte Räumlichkeiten eröffnet.
Die
Dimension der Parzelle ist für das vorgeschlagene Raumprogramm
äusserst knapp. Die Verlegung eines kleinen Teils des Programms
in den Altbau sowie die gewählte Ausformulierung und Platzierung
des Volumens dienen zum einen dazu, möglichst alle altgewachsenen
Bäume zu erhalten und zum anderen dazu, das neue Bauwerk
masstäblich an die Umgebung anzupassen.
Die
Dachform nimmt die lokal übliche flache Neigung auf und interpretiert
sie neu: Das Gebäude setzt sich aus fünf Giebeln zusammen,
die versetzt gegenüber einander liegen. Die Firstlinien folgen
diesen Diagonalen: sie verbinden die Giebel zu einem einheitlichen
Körper. In Höhe und Dimension nimmt das vorgeschlagene
Bauwerk den Massstab der umgebenden Bebauung auf. Vorgefundene
First- und Traufhöhen werden berücksichtigt.
Der
entworfene Neubau soll eine logische Verbindung zwischen dem Altbau
und dem Forsthaus herstellen. Er dient als hölzernes Passstück:
Die Kontur des Volumens umspielt die bestehenden Bäume und
Bauten so, dass zum einen eine maximale Innenraumfläche erzeugt
wird, zum anderen nahezu alle Bäume erhalten bleiben. Zudem
wird der Blick auf den Solitärbau Forsthaus freigegeben.
Es entsteht eine freigestellte Figur, deren plastische Bearbeitung
Assoziationen zum Instrumentenbau weckt. Der dichte Naturraum
umgibt das neue Gebäude vollständig, er bettet es in
sich ein. Lediglich fein modellierte Kieswege docken an zwei Stellen
an und definieren so zusammen mit den Brücken im Obergeschoss
die Eingänge.
TRAGSTRUKTUR
Dachgeschoss
Das
Dachgeschoss ist als mehrfach stehender Pfettendachstuhl ausgebildet.
Das Tragwerk steht innen frei hinter der Fassade, die zusammen
mit dem Dachhaut das Bauvolumen umhüllt. Die wechselseitig
aneinandergereihten Giebel werden mit Firstträgern verbunden.
Es entsteht ein grossmassstäblich zusammenhängender,
gefalteter Dachraum. Die beschriebene Dachform erlaubt einen allseitigen
Lichteinfall, der je nach Bedarf mechanisch gesteuert werden kann.
Die Geometrie des Daches erzeugt einen erlebnisreichen Raumeindruck.
Beides schafft eine ideale Voraussetzung für die beiden Lehrbereiche
Bildende Kunst und Zeichnen.
Erd-
und Obergeschoss
Das
Erd- und das Obergeschoss folgen den Regeln eines vorgefertigten
Holzbaus. Die vorgefertigten T-förmigen Tragelemente sind
parallel zueinander angeordnet (Achsmass 96cm). Ihr statisches
Prinzip entspricht dem eines Plattenbalkens: Die Zugkräfte
übernimmt ein Brettschichtholzträger, die Druckkräfte
eine darauf kraftschlüssig aufgeleimte Furnierschichtholzplatte.
Die Lasten dieses Tragwerks werden zum einen von den Fassadenstützen
und zum anderen von den Wänden des Korridors abgetragen.
Diese einfache Bauweise lässt eine grösstmögliche
Flexibilität in der Raumeinteilung und der verschiedener
Raumnutzungen zu. Die zweibündige Anlage mit Mittelflur generiert
ein gutes Verhältnis zwischen Verkehrs- und Nutzflächen.
Untergeschoss
Das
Untergeschoss (Tiefgarage), sowie die beiden aussteifenden Treppenhäuser,
der Liftschacht und der Akustiktotraum werden in Stahlbeton ausgeführt.
Strukturschema
Untergeschoss, Erd- und Obergeschoss, Dachgeschoss
Fassade:
Altbau, Neubau, Forsthaus
Schnitt
Dachgeschoss:
Lehrsaal Bildende Kunst und Zeichnen
Erdgeschoss
(wie Obergeschoss): Unterrichtsräume Physik, CAD, Akustiktotraum
und Musik, Musikfachhandel |