Wolfgang Rossbauer | Architekt
Wohnen der Zukunft im ländlichen Raum.

 

Ein grünes Silo in Langquaid.

Fakten: Gastprofessur Wolfgang Rossbauer, TU München Architektur WS 2019/20, im Rahmen des Lehrstuhls LEK Florian Nagler. Mit Ass. Mauritz Lüps. Entwurf von 7 Projekten für die Gemeinden Langquaid und Wildenberg.

Gäste: Akademische Gäste: Prof. Dr. Harald Welzer, Prof. Marcus H. Rosenmüller, Prof. Christian Zimmermann, Ron Edelaar, Prof. Annika Seifert, Ana Sofia Goncalves, Prof. Mark Michaeli, Dr. Karl Kubowitsch. Gäste aus dem ländlichen Raum: Gabi Huber, Steffi Jedl, Mario Geisberger, Rosa Rossbauer. Gäste der Förderstellen der Regierung: Dr. Christian Thurmaier (ALE), Rolf-Peter Klar (Städtebauförderung).

Förderung: Gemeinde Wildenberg, Marion Schwenzl, bzw. Winfried Rossbauer (Bürgermeister), Gemeinde Langquaid, Herbert Blascheck (Bürgermeister), Co-Finanzierung des Amtes für ländliche Entwicklung ALE

Projekt Silo: Studierende Theresa Zellner, Sara Lipponer, Florian Nagl

(Selbst-)Bild einer grünen Zukunft
Neunutzung für das Schweiger-Silo in Langquaid

Wer wollen wir gewesen sein? Dieser Frage gingen die Studierenden Theresa Zellner, Florian Nagl und Sara Lipponer nach. Sie kletterten dafür in das Jahr 2070: die Menschen haben es geschafft, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Noch mehr sogar: Sie leben in spannenden Räumen, haben neue Sozialformen entdeckt und sehen sich selbst in einem neuen Verhältnis zur Natur. Von der zu Beginn des Jahrhunderts ausgerufenen grossen Verpflichtung zum Verzicht (auf was?) keine Spur.

Das Projekt der Studierenden erzählt das Gegenteil: Die Zweckentfremdung des bestehenden 16-Kammer-Betonsilos in der Ortsmitte Langquaids eröffnet spektakuläre vertikale Wohnräume, die mit Brücken, Schubladen und Netzen zoniert sind, mysteriös und befreiend zugleich wirken und sich mit einem atemberaubenden begrünten Fassadenraum verflechten. Der enorme CO2-Speicher „verbauter Beton“ wird weiterhin benutzt. Der Stoffwechsel wird architektonisch überhöht: Die Funktionen des Heizens und Versorgens werden zum Teil der Atmosphäre des Hauses und somit ins Bewusstsein der Menschen gerückt.

Die sarkastischen Fassadenstudien zeigen auf: Lässt man den Investoren freien Lauf, entsteht ein hässlicher Klotz mit emotional geringer Halbwertszeit. Will man das Nachbardorf übertrumpfen, muss mindestens ein noch grösserer Hundertwasser her. Kopiert man die Stararchitektur der 60er Jahre, so merkt man schnell: was seiner Zeit Sinn machte, wirkt unter den Bedingungen des wärmer werdenden Klimas, der Verknappung wertvoller Ressourcen und des Verständnisses eines kompakten Dämmperimeters anachronistisch und irritierend. Der begrünte Turm jedoch eröffnet den Menschen vor Ort die Möglichkeit, anders zu leben, Spass dabei zu haben und eine Projektionsfläche für neue Heimatgefühle zu entwickeln.